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posti
16.03.2009, 08:39
Tipps vom Experten


Mein Kind wird gemobbt – das können Eltern tun

„Hanna stinkt!“ steht in fetten Buchstaben an der Tafel, Florian wurden von Mitschülern die Schnürsenkel zusammengebunden und Charlotte wird von den anderen komplett ignoriert – Mobbing in der Schule hat viele Gesichter.



Die Folgen sind immer die gleichen: Angst vor der Schule bis hin zu Depressionen (http://www.bild.de/BILD/ratgeber/gesund-fit/2008/04/03/depression-bei-kindern/symptome-erkennen.html).
Pädagoge Horst Kasper aus Müllheim (Baden): „In fast jeder Schulklasse gibt es ein Mobbing-Opfer.“
Bei Umfragen fand er heraus: 16 Prozent der Schüler zwischen zehn und 19 Jahren werden über Monate, manchmal über Jahre von Klassenkameraden gemobbt, also systematisch gedemütigt.
Eltern und Lehrer erkennen oft nicht, warum ein Kind leidet, oder unterschätzen das Problem.



Dabei sind erste Anzeichen nicht schwer zu erkennen: Das Kind hat keine Lust mehr, zur Schule zu gehen, die Freunde ziehen sich zurück, die Zensuren werden schlechter, Bücher oder Stifte verschwinden, Fahrräder und Jacken sind beschädigt, das Kind hat blaue Flecken oder leidet unter Kopfschmerzen und Albträumen.


Wie kann man einem Kind helfen, das gemobbt wird? Lesen Sie hier die Antworten des Experten:


Das Kind ernst nehmen
Die Täter drohen verdeckt mit Gewalt. „Das Opfer fühlt sich beschämt und ohnmächtig und kann nicht angemessen darstellen, was es empfindet“, sagt Experte Gebauer. Es braucht Personen seines Vertrauens. Erste Anlaufstelle sind die Eltern, die herausfinden sollten, was genau passiert. Notieren Sie Fakten für ein Gespräch mit den Lehrern.

Die Lehrer sensibilisieren
Während Klassenkameraden oft genau wissen, was abläuft, sind Lehrer meist ahnungslos. Oder sie spielen das Problem herunter („Vielleicht liegt es ja auch an deinem eigenen Verhalten“).
„Das ist gefährlich: Wer sich offenbart und keinen Schutz erhält, riskiert, dass sich die Gewalt verstärkt“, sagt Pädagoge Gebauer.
Aber: Wird ein Kind bedroht, hat es laut Schulgesetz ein Recht auf Hilfe. Besprechen Sie mit den Lehrern einen Handlungsplan.

Mobbing zum Thema machen
Mobber haben nur Macht, solange ihre Schikanen im Verborgenen ablaufen.
„Deshalb sollten Lehrer ihnen unmissverständlich klarmachen, dass sie wissen, was vor sich geht, und dass sie dieses Verhalten nicht dulden“, so Experte Horst Kasper. Es kann sinnvoll sein, nur mit Opfer und Täter zu sprechen. Oft sind Klassenkameraden als Mitläufer und Mitwisser beteiligt, dann sollte der Lehrer alle Schüler bei der Klärung einbeziehen.

Wenn Lehrer selbst mobben
„An jedem fünften Mobbing-Fall sind auch Lehrer beteiligt“, so Horst Kasper.
In der Regel ist dann nicht nur ein Kind betroffen. Er rät: Eltern sollten sich untereinander verständigen und versuchen, ein sachliches Gespräch mit dem Lehrer zu führen. Auch hier gilt: vorher Fakten sammeln. Wehrt der Lehrer ab, wenden Sie sich an den Beratungslehrer oder den Rektor der Schule. Wird Ihr Kind weiter angefeindet, hilft manchmal nur ein Klassen- oder Schulwechsel.

Was Kinder fertigmacht
Die Mobber
1. ...sprechen über das Opfer hinter seinem Rücken, verbreiten Lügen und Gerüchte.
2. ...beschimpfen es und geben ihm böse Spitznamen, machen es lächerlich.
3. ...übersehen es einfach.
4. ...werten es durch Blicke und Gesten ab oder ahmen das Opfer nach.
5. ...erklären es für dumm („Mann, bist du blöd!“).
6. ...lassen es nicht zu Wort kommen und/oder schreien es an.

Weitere Infos
Buchtip:
Horst Kasper: „Prügel, Mobbing, Pöbeleien“ (http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3589216697/ref=ase_bild-21)
Cornelsen Verlag Scriptor 2003; 8,95 Euro.
Gibt Tips zum Umgang mit Mobbing.
Karl Gebauer: „Mobbing in der Schule“ (http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3530401803/ref=ase_bild-21)
Patmos Verlag 2005; 14,90 Euro.
Erläutert psychologische Hintergründe von Mobbing.
Weitere Informationen über:
www.gewalt-in-der-schule.info (http://www.gewalt-in-der-schule.info/)
www.kidsmobbing.de (http://www.kidsmobbing.de/)




Quelle: www.bild.de