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TripleSix
26.05.2009, 19:51
TIERISCHE INTELLIGENZ

Krähen bauen sich Werkzeug selbst

Erstaunlich clever: Saatkrähen biegen sich aus Draht Haken zurecht, um so besser an Futter zu kommen. Die Vögel taten dies auf Anhieb, ohne zuvor jemals den Nutzen des Werkzeugs beobachtet zu haben. Forscher sprechen daher von dem ersten Beleg einsichtigen Verhaltens bei Tieren.


Dass Krähen und Raben ausgesprochen intelligente Tiere sind, ist schon seit langem bekannt. Aber über den Erfindungsreichtum der Vögel staunten Wissenschaftler jetzt doch: Saatkrähen nutzen nicht nur Hilfsmittel, um an einen Leckerbissen zu kommen, sondern stellen bei Bedarf ihr Werkzeug sogar selbst her. Das stellten Verhaltensforscher der Universität Cambridge jetzt fest. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie in dem Fachmagazin "Proceedings Of The National Academy Of Sciences".

In den Studien testeten die Experten um den Verhaltensforscher Chris Bird an vier Saatkrähen, wie weit die Intelligenz der Vögel reicht. Im ersten Experiment lernten die Vögel schnell, dass sie mit Steinen ein Gerüst zum Einsturz bringen müssen, um so an eine Mottenlarve zu gelangen. Ohne viel Training erkannten sie zielstrebig, welche Größe und Form ein Stein haben muss, um die Plattform kollabieren zu lassen.


Im zweiten Versuch mussten die Krähen dann ein kniffligeres Problem lösen. In einem senkrecht aufgestellten Zylinder hatten die Forscher ein kleines Eimerchen mit einer Mottenlarve plaziert. Mit dem Schnabel konnten die Vögel ihre Beute nicht erreichen. Allerdings hatten die Forscher ihnen Drahtstücke hingelegt. Daraus formten alle vier Tiere einen Haken, mit dessen Hilfe sie dann das Eimerchen am Griff aus dem Röhrchen angelten (siehe Video). Drei der vier Saatkrähen gelang dies sogar auf Anhieb.

"Diese Ergebnisse sind erstaunlich, weil die Krähen in freier Natur offenbar keine Werkzeuge verwenden", sagte Chris Bird. "Und doch übertrumpfen sie gewohnheitsmäßige Werkzeugnutzer wie Schimpansen oder Geradschnabelkrähen (http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,500336,00.html) bei den Tests in Gefangenschaft." "Wir glauben, dass dies der erste eindeutige Beleg von Einsicht bei Tieren ist, denn die Saatkrähen machten die Haken schon im ersten Durchgang", sagt Nathan Emery von der Queen Mary Universität in London. Als einsichtiges Verhalten bezeichnen Psychologen gezielte Handlungen, die auf einem Erkennen von Zusammenhängen beruhen. "Wir wissen genau, dass sie vorher keine Erfahrung in der Herstellung von Hakenwerkzeugen aus Draht hatten", sagt Emery, "denn alle Vögel wurden von Hand großgezogen."
Die Forscher vermuten, dass sich der Werkzeuggebrauch bei den Saatkrähen nicht evolutionär entwickelt hat - wie möglicherweise bei den Geradschnabelkrähen. Ihre Fähigkeiten seien vielmehr ein Nebenprodukt ihrer ausgeklügelten Intelligenz.



lub/AP
Quelle: spiegel.de